Die Schlafplatzorga

13 Sep Die Schlafplatzorga

Die Schlafplatzorga fordert ein Recht auf selbstbestimmtes Wohnen. Da dies leider noch keine Realität ist, organisieren sie täglich Schlafplätze für Refugees, Migrant:innen und Newcomer:innen in Berlin. Nora vermittelt seit sechs Jahren Schlafplätze und kämpft für Open Borders, Open Doors. Im Gespräch erzählt sie von ihrer Arbeit und was sich in den vergangenen sechs Jahren in der Stadt und in der Politik verändert hat.

Hi Nora, was sind denn deine Aufgaben bei der Schlafplatzorga?

„Ich bin seit sechs Jahren in der Schlafplatzorga und bin dazu gekommen als ich für mein Studium nach Berlin gezogen bin. Ich übernehme hier unterschiedliche Sachen. Ich bin bei den Schichten dabei, d.h. ich treffe abends in der Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant*innen Menschen, die einen Schlafplatz brauchen. Dann mache ich Telefonschichten, rufe also Leute an, die vielleicht einen Schlafplatz haben. Aber auch außerhalb der Schichten, übernehme ich die Kommunikation zwischen Schlafplatzsuchenden und -anbietenden. Außerdem gibt es noch unsere Kampagnenarbeit. Hier sind wir auf Demos, verteilen Flyer und vernetzen uns. Im Grunde bin ich überall so ein bisschen mit dabei.“

Wie kam es zu der Gründung der Schlafplatzorga? 

„Vor einigen Jahren besetzten Flüchtlinge und Migrant:innen den Oranienplatz, um für das Aufenthalts- und Bleiberecht zu demonstrieren. Als der Platz geräumt wurde, hat sich ein Netzwerk gegründet, das den Menschen Schlafplätze organisiert hat. Daraus ist dann die Schlafplatzorga entstanden.“

Euer Solishout ist Open Borders, Open Doors, was ist eure konkrete Forderung an die Politik? 

„Eine konkrete Forderung wäre: Bleiberecht für alle! Wir arbeiten mit Menschen, die schon in Deutschland sind und hier bleiben wollen- egal wie lang. Damit hängt zusammen, dass Recht auf Arbeit und die Aufhebung von Residenzpflicht. Das ganze Asylsystem muss so gestaltet werden, dass Menschen nicht isoliert werden – aktuell ist das so. Es geht einerseits um Asylpolitik und andererseits um Wohnpolitik.

Wir merken in unserer Arbeit, wie schwer es ist, zahlbare Zimmer zu finden. Zum einen, weil der Wohnungsmarkt leider rassistisch ist – nicht nur aufgrund von fehlenden Papieren, sonder auch aufgrund rassistischer Vermieter:innen. Dazu kommt leider auch die schrumpfende Flexibilität auf dem Wohnungsmarkt.

Wir schließen und den Forderungen an, von verschiedenen Obdachlosen Gruppen, die ein Recht auf Wohnen fordern. Das is nicht das gleiche, wie das Recht auf Unterbringung. Das Recht auf Unterbringung führt dann nur zu sowas wie Camps.“

Ist Berlin schon eine Stadt für alle? 

„Gerade nein. Es gibt viele unterschiedliche Ausschlussmechanismen, die dafür sorgen, dass Menschen isoliert leben müssen.

Aber wir können es als Anspruch formulieren, dass Berlin eine Stadt für alle ist. De facto ist es ja so, dass die Stadt Menschen anzieht, die in anderen Orten noch weniger ihr Netzwerk oder ihre Community haben. Das finde ist gut und wichtig, dass Berlin eine Stadt ist, für Menschen, die vielleicht woanders komplett isoliert wären. Es sollte also ein Anspruch sein.“

Wie kann man euch unterstützen?

„Man kann uns natürlich mit Schlafplätzen unterstützen. Dann brauchen wir natürlich auch immer Spenden für Mieten oder BVG-Tickets. Jede:r kann auch einfach bei uns mitmachen. Wir sind eine heterogene Gruppe, alle auf unterschiedlichen Levels aktiv. Die Hilfe kann auch einfach darin bestehen mal ein Küfa zu organisieren oder bei einer Party im Awareness Team mitzuhelfen. Es gibt also sehr niedrigschwellige Mitmach-Möglichkeiten. Und dann natürlich: Spread the word! Es gibt noch nicht genug Aufmerksamkeit für Wohnungslosigkeit von Migrant:innen in Berlin!“